Erstes Kapitel: Ronny in der Schule

Lachend öffnet Marie die Tür zum Kinderzimmer und stellt ihren Rucksack mit den Schulsachen auf den Stuhl. Ronny denkt: ‚Na, das muss ja heute wieder lustig in der Schule zugegangen sein!’

Sie setzt sich zu Ronny aufs Bett und sprudelt los: „Weißt du Ronny, was heute passiert ist?“

Ronny macht große Ohren, und beide amüsieren sich köstlich über die Geschichte von Ben und Lehrer Böckel, dem der Junge mal wieder einen Streich spielte. Ben hatte die Kreide versteckt. Und ohne Kreide kann der Lehrer nichts an die Tafel schreiben.

Böckel fragte die Kinder: „Habt ihr die Kreide gesehen?“

„Nein“, antworteten die Kinder und hielten sich die Hand vor den Mund, um nicht los zu prusten. Herr Böckel fand dann doch noch ein Stück weiße Kreide in seiner Jackentasche. Und los ging der Unterricht.

„Du hättest dabei sein sollen.“, sagt Marie und läuft in die Küche, um sich ein Glas Apfelsaft zu holen. Denn nach der Schule ist sie immer durstig.

„Gern würde ich einmal mit in die Schule kommen.“ brummt Ronny und lauscht, was Marie in der Küche macht. Er hat schon viel von der Schule gehört. Von den Mädchen, den Jungs, den Lehrern. Manche kann er sich richtig gut vorstellen, weiß, wie sie aussehen, so viel hat Marie ihm schon von ihnen erzählt. Von Ben und Lehrer Böckel, da hört er oft etwas Neues. Aber nie darf er mit in die Schule!

„Die Lehrer wollen nicht, dass wir Teddys mit zur Schule bringen“, sagt Marie, wenn Ronny sie morgens bittend anschaut. „Ihr lenkt uns bloß vom Lernen ab“, sagen sie. Marie zuckt mit den Schultern. Verstehen kann sie das nicht.

Ronny brummt beleidigt: „Aber Sorgen, die du in der Schule hast, wenn’s Streit gibt oder ein Lehrer ungerecht ist, das kann ich mir anhören. Dann muss ich dich trösten. Wissen die Lehrer das nicht?“

Als Marie wieder ins Zimmer kommt, reckt er den Hals und schaut nach dem Saftglas.

„Du hast wohl auch Durst“, bemerkt Marie.

Sie hält ihm das Glas an den Mund, hebt den Zeigefinger und sagt: „Aber schlürf nicht so!“

Danach setzt sich Marie an die Schularbeiten.

Am nächsten Morgen wacht Ronny wie jeden Tag neben Marie im Bett auf. Sie steht auf und geht ins Bad, um sich zu waschen und ihre Zähne zu putzen. Sie kommt ins Zimmer zurück, um sich anzuziehen und danach frühstückt sie am Tisch, heiße Schokolade und ein Erdbeermarmeladenbrötchen.

Wie jeden Morgen sitzt Ronny im Bett auf dem Kissen und schaut ihr zu.

Als sie, den Rucksack schon auf dem Rücken, sich noch einen Moment zu Ronny setzt, um ihm ‚Tschüss‘ zu sagen und das sie bald wieder zurück sein wird, findet Marie, dass Ronny heute irgendwie anders aussieht als sonst. Er ist sehr traurig. Marie überlegt, schaut Ronny ernst an.

Sein Blick fleht:  ‚Nimm mich mit! Nur heute. Nur das eine Mal. Ich will auch einmal sehen, wie es in der Schule ist.‘

Plötzlich lacht Marie. „Gut“, sagt sie. „du kommst mit.“

Kurz entschlossen steckt sie Ronny zu den Schulsachen in den Rucksack und läuft los.

Schön ist es im Rucksack nicht. Dunkel und unbequem. Ronny strampelt mit seinen Teddyfüßen.

Auf der Straße hört er Marie rufen: „Yvonne! Hallo. Warte, ich komm‘ schon!“ 

Sie flitzt so schnell los, dass Ronny im Rucksack hin und her fliegt.

Lachend begrüßen sich die Mädchen und schnattern los.

Ronny hört zu.

Er mag Yvonne. Und was sich die Freundinnen erzählen, interessiert ihn sehr. Vor allem, wenn sie sich über Teddybären unterhalten. Und Marie erzählt natürlich gleich, dass Ronny hinten im Rucksack sitzt.

Als die Mädchen im Klassenzimmer ankommen, hört Ronny einen tollen Lärm. Alles redet durcheinander. ‚Das ist ja furchtbar‘, denkt Ronny. ‚Marie hat doch immer gesagt, vorn spräche der Lehrer und Kinder reden nur, wenn sie dazu aufgefordert werden.‘

Plötzlich wird es still. „Guten Morgen“, sagt eine Frau laut. Die Kinder parieren im Chor: „Guten Morgen Frau Müller!“

Stühle scharren. Marie öffnet den Rucksack. Endlich holt sie Ronny heraus, guckt ihn an, hält den Zeigefinger vor den Mund und flüstert: „Schön still sein, ja!“

Dann will sie Ronny unter die Bank schieben, die vorn einen breiten Spalt offen ist, so dass er hindurchschauen kann. Er will aber lieber auf dem Schultisch sitzen und brummt leise. Nicht leise genug, denn Katja, Maries Nachbarin, hört es. Sie schaut unter die Bank und dem Brummbär direkt in die Augen.

„Ach, du hast deinen Teddy mitgebracht! Der sieht aber lieb aus.“, sagt sie.

„Ronny ist auch lieb.“, flüstert Marie, streicht ihm über den Kopf und setzt ihn auf ihren Schoß; sie will nicht, dass er noch einmal brummt. Zum Glück bemerkt die Lehrerin nichts.

In der ersten Stunde wird gerechnet. Die Tafel wird voller Zahlen gemalt. Und als die Lehrerin einen Schüler zum Rechnen an die Tafel holt, steckt Marie Ronny doch wieder in den Rucksack. Vorn quietscht die Kreide beim Schreiben der Zahlen.

„Vier mal Sechs ist Vierundzwanzig. Stimmt“, sagt die Lehrerin. Ronny langweilt sich im Rucksack. Er mag keine Zahlen und ist kein guter Rechner. Lieber hört er Geschichten oder sitzt mit Marie vor dem Fernseher und schaut einen Film.

Es klingelt zur Pause. Als die Lehrerin das Klassenbuch zuklappt und aus dem Zimmer geht, wird es wieder tüchtig laut.

Alle schnattern los.

Marie holt Ronny aus dem Rucksack und setzt ihn auf den Tisch. Kaum sitzt er und will sich umschauen, da kommen die Kinder angelaufen. Marie nimmt ihn schnell auf den Arm, aber jeder darf Ronny einmal über sein Fell streicheln. Schön weich ist es, finden alle, und das rote Käppi steht ihm gut.

„Frech sieht er damit aus“, meint Sarah.

„Ronny ist überhaupt nicht frech“, entgegnet Marie.

In der nächsten Stunde hat Marie Zeichnen. Ronny liegt jetzt im Fach unter der Bank auf seinem Bauch und schaut durch den Spalt. Viel sieht er ja nicht. Aber alles ist besser, als im Rucksack zu stecken. Zeichnen mag Ronny auch nicht. Er kann’s nicht, ist zu tapsig.

Dann geht es zu Musik. Herr Wunderlich, ein älterer Herr mit Künstlerlocke, schlägt die Stimmgabel an. „Aaaaaa…“, sagt er, ähnlich wie die Stimmgabel klingt. „Aaaaaaa…“
Herr Wunderlich beginnt vorn am Lehrertisch zu dirigieren.

‚Das sieht aber komisch aus‘, denkt Ronny. Die Klasse singt. Herr Wunderlich auch. Nicht lange, da schüttelt Herr Wunderlich den Kopf. Lauscht. Und schüttelt wieder den Kopf.

„Wer brummt denn da?“, fragt er empört.

Die Kinder müssen lachen.

Ja wer wohl? Ronny natürlich! Musik und Singen mag er. Da kann er einfach nicht still sein.

Er muss mitsingen.

Das kann er natürlich nicht. Nur brummen.

Aber es macht ihm Spaß.

Herr Wunderlich ist ein sehr eifriger Sänger.

Plötzlich muss er eine Pause machen, denn er hat sich an seiner Spucke verschluckt und hustet fürchterlich.

Einige Kinder kichern.

Als erneut gesungen wird, schreitet Herr Wunderlich durch die Bank-reihen, immer dem Brummen nach, und kommt zu Maries Bank.

Er bleibt neben ihr stehen, guckt verdutzt, bückt sich, schaut unter die Schulbank und zieht den Brummbär am linken Ohr hervor.

Er hält ihn in die Luft und fragt: „Wer ist denn das?“

Die Kinder lachen schallend und Marie sagt: „Das ist Ronny.“

„Ach, dein Teddybär“, entgegnet Herr Wunderlich.

„Ja“, antwortet Marie und streckt die Hände nach Ronny aus. Der Lehrer gibt ihn ihr.

Sie drückt Ronny fest an sich. Herr Wunderlich schaut sie ernst an und sagt: „Ihr wisst doch, Teddys haben in der Schule nichts zu suchen!“

Was soll Marie machen? Sie steckt Ronny wieder in den Rucksack. Und da muss er nun bis zum Schulschluss sitzen bleiben.

Weiter zum zweiten Kapitel: Ronny ist verliebt

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Buchinfos

  • Titel: Ronny - Ein Teddy-Roman
  • Autor: Ditmar Danelius
  • Illustrationen: Marianne Michel
  • ISBN: 9783944873039
  • Genre: Kinderbuch
  • Umfang: 94 Seiten
  • Format: A4, Hardcover
  • Empfohlenes Alter: 5-10 Jahre
  • Preis (Print): 12,90 Euro
  • Preis (E-Book): 5,00 Euro
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