Zweites Kapitel: Ronny ist verliebt

Teddy Ronny hat einen Lieblingsplatz. Auf Maries Kissen. Dort sitzt es sich am schönsten, denn es ist weich und warm. Ihr Bett steht direkt am Fenster. Und wenn die Sonne scheint und ihm den Bauch wärmt - das tut gut. Ach, wie wohlig ist ihm dann.

Es ist Morgen. Marie ist schon in der Schule. Ronny spürt noch die Bettwärme. Er denkt an die Nacht zurück. Marie hielt ihn im Arm und schlief. Er hatte einen süßen Traum.
Ronny träumte von Schnecke, dem hübschen Teddymädchen, das seit ein paar Wochen stolz und still im Schrankregal sitzt. Im Traum ging Ronny mit ihr im nahen Park spazieren. Hand in Hand im Frühlingssonnenschein.

Großmutter brachte das Teddymädchen eines Tages mit.

„Was für eine süße Schnecke!“, klatschte Marie in die Hände und drückte das Teddymädchen gleich wie eine gute Freundin an sich.

Großmutter lachte und sagte: „Damit sich dein Ronny nicht so einsam fühlt.“

Na ja, das war wohl etwas übertrieben. Er hat doch Marie. Und beide haben sich sehr gern. Marie erzählt ihm alles, was sie erlebt, worüber sie sich freut und ärgert. Und Ronny brummt ihr manchen guten Rat ins Ohr.

Sie spielen oft miteinander und nachts schläft er bei ihr im Bett. Er und niemand anderes. Die anderen im Kinderzimmer sind manchmal richtig neidisch. Trachtenpuppe Anne, Plüschelefant Jumbo, Affe Bimbo und Kasper Tritratrallala. Aber vielleicht bildet Ronny sich das nur ein; denn alle haben einen schönen Platz im rosa Schrankregal und können das ganze Zimmer überblicken und sogar aus dem Fenster schauen. Oder sich, weil sie ja nebeneinander sitzen, mit Plaudern die Zeit vertreiben.

Schade, dass Ronny heute nicht versteht, was sie sich erzählen; sie tuscheln. ‚Haben sie Geheimnisse - oder können sie mich nicht leiden?’ denkt er.

Gern hätte Ronny bei ihnen gesessen. Besonders, seit Teddymädchen Schnecke dort sitzt.

Ronny muss immer wieder zu ihr hinschauen. ‚Was für ein hübsches, kluges Gesicht sie doch hat‘, findet er. ‚Ach, und ihr Fell ist so plüschig. Und was sie für schöne dunkle Knopfaugen hat! Das blaue Sternenkleid, es steht ihr ausgezeichnet.‘

Ja, es war wirklich nett anzuschauen, das Teddymädchen. Und wie verspielt sie mit den Beinen baumeln konnte. Wie schelmisch sie ihn anschaut und dann stolz wieder den Blick abwendet und das bunte Blumenbild an der Wand gegenüber betrachtet. Jetzt flüstert sie ihrem Nachbarn, dem Kasperle, etwas zu. Der lacht plötzlich. Ja, machen sich die beiden etwa über ihn lustig?

Ronny senkt den Blick und schaut aufs Bett, als gäbe es da etwas Interessantes zu entdecken. Natürlich gab es das nicht. Das Interessanteste was es gibt, sitzt im Schrankregal, ausgerechnet neben dem Kasper! Und das ist Schnecke. Das schönste Mädchen, das er je im Leben gesehen hat.

„Ach Schnecke“, seufzt Ronny. Spielt sich am linken Fuß und muss plötzlich niesen. „Hattschiiiie!“ Die anderen prusten los vor Lachen. Dann schaut er wieder zu Schnecke und ihm ist, als wenn sie ihm zunickt, was wohl bedeuten soll: „Gesundheit!“

So geht das schon seit Wochen. Eigentlich von dem Tag an, an dem er Schnecke das erste Mal sah.

Sie hatte ihn zuerst gar nicht beachtet. Nun sitzt sie stumm neben Kasper, der gleich versucht, sie mit Scherzen aufzuheitern. Und das gelingt ihm natürlich, dem Kasper! Plötzlich lacht Schnecke und sieht dabei so süß aus, dass Ronny Herzklopfen bekommt und ganz rot im Gesicht wird. Er weiß gar nicht, was mit ihm los ist, kann sich kaum beruhigen. Immer wieder schaut er zu den beiden hin. Schließlich wird er auf Kasper wütend, denkt: ‚Dumme Scherze machen, das kann jeder. Lass bloß das Mädchen in Ruhe! Sonst…!‘

Plötzlich schämt sich Ronny und brummt: „Ach, soll sie sich doch mit dem albernen Kasper totlachen. Bald kommt Marie aus der Schule. Sicher erzählt sie mir, wie’s war und was sie erlebt hat und wir spielen miteinander. Und die anderen sitzen nur dumm herum.“

Aber es nutzte nichts. Schnecke sitzt jetzt wieder artig da, nur ihre Beine baumeln im Kreise. Hin und wieder streicht sie ihr Kleid glatt.

Ronny muss zu ihr hinschauen, ob er will oder nicht, und es kribbelt ihm in den Füßen, zu ihr zu laufen und auf den Schrank zu klettern.

Aber er weiß, die Schrankwände sind glatt: ‚Da rutsch’ ich sowieso ab. Und die anderen lachen über mich. Nein, ich bleib sitzen und warte auf Marie.‘

Die Zeit vergeht.

Die Tür geht auf. Marie kommt herein.

Ja, was ist denn? Sie weint ja.

Marie lässt den Rucksack mit den Schulsachen mitten im Zimmer fallen. Sie läuft zum Bett, wirft sich hinauf, nimmt Ronny in den Arm und schluchzt: „Ach, Ronny! Ich bin traurig. Es ist so schlimm.“

„Was ist los?“, brummt Ronny.

Marie schüttelt verzweifelt den Kopf.

Dann schüttet sie Ronny ihr Herz aus: „Ben, der Junge aus meiner Klasse, der hat mich geärgert. Er hat immer wieder von hinten meine Haarschleife aufgemacht!“

Das können Mädchen nun gar nicht leiden. Sie hat mit Ben geschimpft. Aber er hat‘s immer wieder getan. In jeder Pause. Alle haben gelacht! Nur ihre Freundin Yvonne nicht.
Beide haben Ben im Gesicht gekratzt. Doch dann hat Ben Marie hin geschubst. Also, es war furchtbar mit dem Bengel. Dabei mochte sie Ben und dachte doch, Ben mag sie auch. Ja, und das macht es nur noch schlimmer!

Ronny wird traurig. Marie tut ihm leid. Wie gern würde er ihr helfen!

Alle im Kinderzimmer haben natürlich zugehört.

„Was sich neckt, das liebt sich“, flüstert Kasper Schnecke zu. Die nun gar nicht darüber lacht.

„Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich ihm ins Bein gebissen oder eins mit der Bärentatze gegeben“, brummt Ronny und schaut zu den anderen hoch, die still dasitzen. Was sollten sie auch machen. Sie wurden ja nicht gefragt und mancher war froh darüber, weil er nicht wusste, was er sagen sollte…

Ein Weilchen weint Marie noch. Dann steht sie auf, nimmt ihren Rucksack, packt die Schulsachen aus, legt sie auf den Tisch und schlägt das Rechenheft auf. Eine dicke Träne tropft noch auf das Papier. Dann beginnt sie zu rechnen; denn Schularbeiten, die müssen erledigt werden. Auch wenn man traurig ist.

Ronny schaut zu Schnecke hoch, die mit den Schultern zuckt und den Teddymund spitzt. Das sieht schnippisch aus, findet Ronny und ärgert sich.

Der Tag neigt sich dem Ende zu.

Am Abend ist die Großmutter zu Besuch. Als sie ins Kinderzimmer kommt, nimmt sie Marie in den Arm, drückt sie und fragt: „Na, mein Mädchen, wie geht‘s?“

„Gut.“

Und das stimmte auch. Sie hat ihrer Mutter vom Ärger mit Ben erzählt, die sie tröstete und sagte: „Jungs sind manchmal so und meinen es nicht böse. Statt lieb, sind sie frech. Weil sie sich schämen, lieb zu sein. Ein richtiger Junge ist frech. Auch zu Mädchen, denken sie. Und das ist dumm.“

Marie blickt erstaunt auf, dann versteht sie ihre Mutter und muss lachen: „So ein blöder Kerl!“

Nun, die Großmutter schaut erst zu Ronny, dann zu Schnecke und fragt: „Und, wie geht es euch? Habt ihr euch schon angefreundet?“

Ronny und Schnecke werden ganz rot im Gesicht. Schnecke schaut zur Decke und Ronny reibt sich die Nase vor Verlegenheit.

„Ach, Großmutter“, sagt Marie. „Ronny sitzt doch immer bei mir und Schnecke im Schrankregal.“

„Ja, wie sollen sie dann Freunde werden? Setz die beiden ruhig schön zusammen!“

Die Großmutter geht zum Schrankregal, holt Schnecke herunter und setzt sie neben Ronny aufs Bettkissen. Wie hübsch die beiden nebeneinander sitzen und wie gut sie zusammenpassen!

Ronny brummt leise und verliebt. Und Schnecke, hat sie nicht eben seine Bärentatze berührt?

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Buchinfos

  • Titel: Ronny - Ein Teddy-Roman
  • Autor: Ditmar Danelius
  • Illustrationen: Marianne Michel
  • ISBN: 9783944873039
  • Genre: Kinderbuch
  • Umfang: 94 Seiten
  • Format: A4, Hardcover
  • Empfohlenes Alter: 5-10 Jahre
  • Preis (Print): 12,90 Euro
  • Preis (E-Book): 5,00 Euro
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